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Teilnehmer: FÜ Markus Fink, Christoph Völkel, Uwe Kersten, Gerhard Schumann

Freitag, den 13. Mai , 2.30 Uhr fuhr ich bestens gelaunt nach Jena, dort stiegen Markus, Christoph und Gerhard zu. Ohne Zwischenfälle erreichten wir gegen 11.30 Uhr Sulden. Bereits am Reschensee bekam unsere Euphorie vom Wetter den ersten Dämpfer, denn wo sonst der Ortler weiß empor leuchtet waren nichts als Wolken. Auch von Sulden aus waren die Berge fast völlig in Wolken gehüllt. Da wir den Schlüssel für die Hintergrathütte nicht bekamen (das Schloss war hin, selbst der Hüttenwirt hatte vor Wochen vergeblich versucht mit Werkzeug und Gewalt die Eingangstür aufzubrechen) suchten wir Bergführer Olaf Reinstadler auf, um uns nach einem geeigneten Quartier zu erkundigen und morgen den Hintergrat zu meistern. Von Olaf erfuhren wir, dass gestern Zwei die Nordwand gegangen sind aber noch nicht wieder zurück waren. Mit dem Quartier sah es ganz schlecht aus, da auch die Schaubachhütte über keinen Winterraum verfügt. Olaf sagte entgegen dem Südtiroler Wetterbericht für die Nacht Schneefälle voraus, die uns aber nicht abschrecken konnten. Also ging es mit Sack und Pack zur Mittelstation des Schaubachliftes, von dort nun bei stärkerer Bewölkung querfeldein zur Hintergrathütte empor.

Gegen 16.00 Uhr erreichten wir die Hintergrathütte, von Ortler, König-Spitze, Zebru waren nur die Wandfüße zu sehen. Wir bereiteten unsere Biwaksäcke zum Nachtlager unter freiem Himmel auf der Terrasse vor, da alles verriegelt und verrammelt war.

Nach einem gemütlichen Abendessen aus Schneewasser- Nudelsuppe gingen wir zeitig schlafen und wollten 4.00 Uhr bei schönem Wetter wieder aufstehen und den Ortler besteigen. Dabei vertrauten wir mehr hoffend als glaubend dem Wetterbericht aus Bozen als den Vorhersagen von Olaf.

Dies sollte sich bald als großer Irrtum erweisen. Wir lugten ab und zu aus unseren Biwaksäcken und betrachteten den teils wolkenlosen Himmel, Ortler, Zebru und Königspitze blieben in Wolken, freuten uns schon sehr auf den Aufstieg über den Hintergrat, eine Nacht im Lombardi- Biwak und den Abstieg über die Payerhütte. Der Ortler selbst blieb in Wolken.

Gegen 2.00 Uhr weckten mich erste Schneegraupel in meinem Gesicht. Bei einsetzendem Schneeregen, fast 5 Grad plus und einer Sichtweite von teilweise nur 30m verschoben wir das Aufstehen immer weiter, 7.15 Uhr standen wir dann völlig frustriert auf, der Gipfelaufstieg war ein witz- und sinnloses Unterfangen bei dem Nebel.

Nach kurzem Frühstück packten wir unsere halbnassen Sachen (Biwaksäcke von innen und außen, Schlafsäcke teilweise) und machten uns bei Sauwetter auf den Weg zum Auto, halb querfeldein. Bei strömendem Regen legten wir die letzten Meter zurück, Sachen rein, reingehüpft und ab zu Olaf, dem Suldener Bergführer. Er erwartete uns schon mit einer Schlecht - Wetter - Prognose. Wir beschlossen nach Meran zur Touristinformation zu fahren, um dann nach dem aktuellen Wetterbericht unsere Ziele neu zu definieren. In einem Buchladen gestattete man uns die Internetseiten des Bozener Wetterberichtes zu besuchen, heute(Samstag) schlecht, morgen bis zum Nachmittag schön und am Pfingstmontag wieder schlecht, von Süd-Osten sollte das kurze Zwischenhoch kommen, da bot sich die Marmolada als Ziel an. Also ging es über Bozen, den Karerpass und Canazai zum Fedajasee, alles noch bei strömendem Regen auf Wetterbesserung hoffend. Hier ein trostloses Bild, alle Seilbahnen der Marmolada geschlossen, alle Hotels, Hütten, Gaststätten und Pensionen zu. Sollten wir die zweite Nacht in Folge unter freiem Himmel bei Regen biwakieren? Die Wirtin der Marmolada- Hütte verstand zwar kein Deutsch, ließ uns aber trotz geschlossenem Haus auf dem Boden im Lager für 14 Euro p.P. übernachten.

Wir hängten unsere nassen Sachen zum Trocknen auf, obwohl es im Haus nicht viel wärmer als draußen war. Das Abendessen gestaltete sich dann um so gemütlicher, da wir in der verwaisten Gaststube dem leeren Kamin mit Markus seinem Kocher zu etwas Leben verhalfen.

19.30 Uhr hörte es draußen langsam auf zu regnen, im Mondenschein sahen wir dann die Punta Penia und Punta Rocca über dem weißen Marmoladagletscher leuchten. Nach einigen Lese- und Schreibeinheiten(von mir) krochen wir mit den Gedanken beim morgigen Aufstieg über die Nordflanke in unsere Schlafsäcke und schliefen.

Sonntag, 15.5., 04.45 Uhr mache ich brutalerweise das Licht an und alle stehen entnervt auf. Frühstücken, Sachen packen und auf zur Punta Penia. Nach 10 Minuten Fußweg über die Staumauer des Fedajasees fällt Gerhard ein, "ich habe meine Steigeisen liegen lassen, ich gehe zurück und hole sie." Da wir erst 6.15 Uhr losgelaufen waren und für Nachmittag Gewitter angesagt war, beschloss Markus, wir gehen weiter und brauchen die Steigeisen bei dem vielen Neuschnee(ca. 20 cm Gestern) wahrscheinlich so und so nicht.

Gegen 8 Uhr erreichen wir die Bergstation der Seilbahn Rif. Pian die Fiacconi. Der direkte Weg über den Marmoladagletscher bis unter die P. Penia, dann den Felsanstieg nach Westen und schließlich den Firngrat zum Gipfel nach Süden schien bei so viel Neuschnee im oberen Bereich unbegehbar und zu gefährlich. Wir genossen beim Aufstieg neben den vielen Skitourengehern das herrliche Wetter und die gute Sicht auf Rosengarten, Sella mit der Capanna Fassa , Langkofel und die Marmoladagipfel.

Nach kurzer Pause querten wir nach Westen in die Nordflanke der P. Penia. Markus wählte den direkten Weg über die Gletschermitte, wo bereits das Blankeis freigeweht war, da rechts am Rand viele Skitourengeher ihre liebe Mühe und Not hatten, nicht gleich wieder den steilen Hang hinunterzurutschen. Nach einigen Metern Aufstieg kam von Markus das Kommando Halt, Steigeisen anlegen, Eispickel raus, Gurte um, und Gerhard ans Seil.

Markus stieg vor, setzte eine Eisschraube und Gerhard sollte am 50 m Seil hochprusen, zwar ohne Steigeisen aber mit Pickel.

Bei Christoph begann sich ein Steigeisen zu lösen, was aber schnell behoben schien. Gerhard mühte sich vergebens auf dem glatten Hang und kam kaum von der Stelle. Bei Christoph hatte sich das Steigeisen jetzt völlig gelöst, mit der normalen Picke bekam er einfach keinen Halt im Eis, um sich das gelöste Steigeisen wieder anzulegen. Er hängte sich mit einer Prusikschlinge ins Seil, zog die Handschuhe aus und versuchte seiner Steigeisen Herr zu werden. Nach über einer Halben Stunde auf der Stelle blies Markus zum Rückzug, Christoph hatte Eishände und mir wurden die Zehen vom angen stehen auf den Frontzacken auch langsam kalt. Wir bewegten uns wieder zum sicheren Standplatz, jeder auf seine eigene Art.

"So kommen wir nicht hoch. Entweder 2 kehren um und 2 gehen zum Gipfel oder alle 4 kehren um", sagte Markus. Gerhard bot an, alleine zur Seilbahnstation in unseren Spuren zurück zu gehen, da er ja seine Steigeisen vergessen hatte und uns den Gipfelanstieg nicht vermasseln wollte. Markus meinte, Christoph bewege sich etwas unsicher mit dem Pickel am Eis. Schweren Herzens entschloss sich dann Christoph mit Gerhard zusammen abzusteigen, um wenigstens mir und Markus den Gipfelanstieg zu ermöglichen. Wir zwei stiegen dann mit Steigeisen und Technopickel(ich kam sehr gut damit zurecht) ohne Seil über den Sattel auf.

Steigeisen ab und den tiefverschneiten Nordwestgletscher zur Punta Penia hinaufstapfend(der Schnee wurde immer weicher), die brennende Sonne war schlagartig den Wolken gewichen, so legten wir die letzten 200 Höhen Meter im Nebel zurück. Ich war die letzten 100 m nur noch langsam vorangekommen, das Stapfen durch den tiefen Schnee forderte seinen Tribut. Ein kurzes Gipfelfoto im Nebel und runter ging es. Leider konnten wir die grandiose Rundumsicht nicht erleben, die wir bei schönem Wetter gehabt hätten.

Eine Mordsgaudi war dann die Porutschenabfahrt bis zum Firnsattel, nur dass wir keine Porutschen dabei hatten. Nach ergiebigem Sonnenbad mit Direktblick auf den Gran Vernel ging` s dann wieder auf dem Po nach unten, später dann stapfend durch den immer weicher werdenden Schnee. Manchmal versank man bis zur Gürtellinie. Bis auf den Gipfelbereich brannte die Sonne unerbittlich. Wir hatten sie ja so herbei gesehnt.

Als wir wieder an der Marmoladahütte angekommen waren, kamen uns Christoph und Gerhard von Belvedere(Seilbahnstation vom Skigebiet Arabba) entgegen. Sie hatten nach dem Abstieg die Zeit genutzt um äußerst zügig den Gebirgsrücken zwischen Sella und Marmolada zu erklimmen.

Da die weitere Wetterprognose Regen vorhersagte, beschlossen wir zu packen und nach Norden zu fahren um auf den Föhn zu hoffen. Bereits 16.00 Uhr begann es wieder zu regnen.

Über Sellapass und das Grödnertal, Brenner, Innsbruck, und Seefeld kamen wir gegen 20.30 Uhr in Garmisch an, wo wir übernachten wollten um am nächsten Morgen bei schönem Wetter im Zugspitzmassiv zu klettern. Im Autoradio kam die verheerende Nachricht. Für Pfingstmontag in Bayern Regen und Gewitter, die sich weiter verstärken. Erst an Nordfranken sollte es wieder trocken sein. Was lag da näher als in unser schönes Thüringen zurückzukehren und dort zu klettern. Wir erreichten gegen 01.00 Uhr die Ruppberg-Schutzhütte. Dort aßen wir noch ein wenig Abendbrot und krochen dann wieder in unsere Schlafsäcke. Nach einem ergiebigen Frühstück bei bestem Wetter fuhren wir zu den 12 Aposteln in den Kanzlersgrund, wo Markus mit uns Felsausbildung machte. Er erklärte uns viel, wir bewunderten seine Kletterkünste und versuchten uns unsererseits im Nachstieg.

Ich selbst relaxte nach einem Klettergang und begnügte mich mit Sichern, Essen kochen, Fotografieren und Schreiben des Tagesberichtes. Auf dem Heimweg zum Auto nutzten Christoph und Markus einen Bach, um die Badesaison 2005 zu eröffnen.

Leider waren die schönen Pfingsttage wie immer viel zu kurz und uns erwartet morgen wieder die Alltagsarbeit.