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Zum Ende des Jahres hier noch der Tourenbericht unserer Einsteigerhochtour kurz nach Ende der Reisebeschränkungen Ende Juni 2020. Vielen Dank für den Bericht Matze!

Wir wünschen allen Mitgliedern einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Tourenbericht zur Einsteigertour in den Zillertaler Alpen 25. - 28.06.20 - von Matthias Seitz

Mein erstes (und zweites) Mal Bergsteigen! Als Basis hatte unser "Bergführer" Stephan, dem während unseres Abenteuers der liebevolle Spitzname Bergdaddy zuteil wurde, das Furtschaglhaus im Zillertal ausgewählt. Die auf 2295m Höhe von der DAV Sektion Berlin betriebene Hütte stellte den Ausgangspunkt für zwei abwechslungsreiche Gipfelbesteigungen dar. Bevor wir jedoch die Berge bezwingen konnten, galt es erst einmal, überhaupt zur Hütte zu kommen; nach knapp 7 Stunden Autofahrt war der schmale und relativ steile Wanderweg jedoch eine super Abwechslung, sodass wir nach knapp 2 Stunden gut gelaunt und nur mäßig erschöpft ankamen. Nach einer kurzen Einweisung durch den Hüttenwirt (Schlafplätze, Essen und Essenszeiten) waren wir auch schon uns selbst überlassen. Da der Tag schon weit fortgeschritten war, wir bereits eine lange Reise (Anfahrt und Aufstieg) hinter uns hatten und am nächsten Tag direkt eine Gipfelbesteigung auf dem Programm stand, beließen wir es bei einer gemütlichen Wanderung, um den ersten Tag ausklingen zu lassen.

Als am nächsten Morgen um 5:30 Uhr der Wecker klingelt, fragte ich mich, ob ein Hotel mit Pool im Süden nicht doch der bessere Urlaub gewesen wäre. Auch da gilt es zwar früh aufzustehen, um sich per Handtuch einen Platz an besagtem Pool zu reservieren, ist diese Hürde jedoch genommen, steht dem Faullenzen nichts mehr im Wege. Aber gut, geben wir dem Bergsteigen mal eine Chance. Also anziehen, Kaffee trinken, Frühstücken, Rucksack packen und los geht’s! Als Ziel hatte sich unser Bergdaddy den Großen Möseler ausgesucht, dessen 3480m hoch gelegenen Gipfel wir schon am Tag zuvor vom Furtschaglhaus bestaunen konnten. Nach einer knappen Stunde und ersten Schweißtropfen zogen wir dann die Steigeisen an und packten den Eispickel aus, um uns im teils schneebedeckten Felsgelände sicher fortbewegen zu können. Mangelnde Erfahrung im Umgang mit Steigeisen führten bei mir zu mehreren Rissen in der Hose, Gamaschen sind also dringend anzuraten. Trotz der mangelnden Eleganz in der Fortbewegung bewegten wir uns Schritt um Schritt auf den Gipfel zu. An einem gewissen Punkt wurde aus der körperlichen Anstrengung eine rhythmische Meditation, unterstützt von der surrealen Umgebung verloren sich meine Gedanken und mein Fokus lag vollständig in der Fortbewegung – ein Schritt nach dem anderen, und plötzlich waren wir auch schon oben. Wir blieben jedoch nur kurz, um den Moment des Triumphes auszukosten, da Wolken aufzogen und die Temperatur damit schlagartig abfiel. Es war kalt, wirklich kalt und mit jeder Minute, die man relativ bewegungslos verharrte, kroch die Kälte tiefer in die Knochen. Die sich immer deutlicher abzeichnende körperliche Erschöpfung tat ihr Übriges, der Abstieg war eine physische und mentale Herausforderung. Kaum 5 Minuten zurück im Furtschaglhaus kehrte mit einem Radler jedoch auch die gute Laune zurück – was für eine geile Erfahrung, und es stand noch eine weitere Tour auf dem Programm!

5:30 Uhr und der Wecker klingelt, das Aufstehen ist heute schon deutlich einfacher als am Vortag und die Vorfreude setzt sofort ein. Packen, Frühstücken und direkt los, hoch auf die Furtschaglspitze und dann den Gipfelgrat entlang absteigen. Nach dem Überqueren des Gletschers und ersten leichteren Kletterpassagen wurde klar, dass die heutige Tour deutlich technischer werden würde. Während wir uns gestern größtenteils durch den Schnee bis hoch zur Spitze gekämpft hatten, waren wir heute mit Granitfelsen konfrontiert, die es zu erklettern galt, gesichert lediglich durch die selbst mitgebrachte Ausrüstung und eine kluge Seilführung – als passionierter Sportkletterer eine wahnsinnig tolle Erfahrung. Die Kletterei war weder besonders schwierig noch risikoreich, die unwirkliche Umgebung in der wir kletterten sorgte trotzdem für reichlich Nervenkitzel und ist für mich die eindrucksvollste Erinnerung, die ich von unserer Tour mitgenommen habe. Bei so viel ausgeschüttetem Adrenalin war abends dann eine doppelte Portion Bergsteigeressen notwendig, um die geleerten Speicher wieder komplett zu füllen.

Am vierten Tag ging es dann schon wieder bergab und Richtung Heimat. Wir ließen es uns trotz etwas Wehmut jedoch nicht nehmen, den sonnenbegleiteten Abstieg von der Hütte zu genießen und noch in den azurblauen aber eiskalten Schlegeisspeicher zu springen, bevor wir uns in die Autos setzten und den Rückweg nach Thüringen antraten.

In aller Kürze: tolle Tage mit tollen Leuten, inklusive einem sehr fürsorglichen Bergdaddy!