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Zwei 4000er und ein Rettungseinsatz

Im Juli 2015 starteten fünf Mitglieder unserer Sektion, gemeinsam mit drei weiteren Teilnehmern der DAV Sektion Erfurt, in Richtung Schweizer Wallis. Auf dem 5-tägigen Programm standen neben der Überschreitung des Weismies, Ausbildungsthemen zu Hochtour, Seilschaften und Gletscherbegehung auch jede Menge Spass.

Die bunt zusammengewürfelte Gruppe startete fast pünktlich am Arnstädter Treffpunkt, nachdem auch die letzten ausgeschlafen hatten. ;) Wem ist es schon zu verdenken um 01:00 Uhr in der Nacht. Nach knapp elf Stunden Fahrt kamen wir in Saas-Almagell an. Rundherum ein imposantes Alpenpanorama, welches von nicht weniger als achtzehn 4000ern bestimmt wurde. So bekam jeder bereits am Parkplatz (ca. 1.700 hm) einen ersten Eindruck, was die nächsten Tage anstehen würde. Wow!
Da die Übernachtungen der beiden kommenden Tage schon fest auf der Almagellerhütte des Schweizer Alpenverein reserviert waren, hieß es Stiefel schnüren und losgewandert! Entlang des Almagellerbachs, inmitten wunderschöner Natur und begleitet vom strahlendem Sonnenschein ging es stets bergan. Der Blick auf die nahen Gletscher und natürlich auch das Radler auf der unterwegs gelegenen Almageleralp verschafften Kühlung, sodass wir nach 5 Stunden auf knapp 2.900 hm ankamen, uns das Abendbrot schmecken ließen und müde in den Lagern verschwanden.

Ausgeschlafen – so gut es eben auf einer Hütte geht – starteten wir am nächsten Tag zum Akklimatisieren zur Eingehtour. Zunächst zum „Sonnigpass“, welcher auf 3.147 hm und direkt auf der Grenze nach Italien liegt. Der Name war Programm und bot einen tollen Fernblick bis zum Lago Maggiore. Auf dem Schnee des Rotblattgletschers machten wir praktische Übungen zu Eispickel und Seilschaften, bevor es mit leichter Blockkletterei auf den ersten Gipfel der Tour, dem Mittelrück auf 3.363 hm, ging. Der Abstieg war dann zwar nichts für zarte Gemüter, doch die beiden Hochtourenführer sorgten dafür, dass alle Schäfchen wohlbehalten zum Abendbrot wieder auf der Almagellerhütte ankamen.

Am dritten Tag klingelte der Wecker kurz vor 04:00 Uhr, stand ja auch mit der Überschreitung des Weismies die namensgebende Attraktion der Tour an. Gut gefrühstückt starteten wir im Morgengrauen. Über Geröll und Schutt ging es zum Zwischenbergpass (3.268hm), wo bei Sonnenaufgang kurz gerastet und die Steigeisen angelegt wurden. Denn es galt über ein mächtiges Schneefeld weiter empor zu steigen. Als auch dieses bewältigt war, ging es 200 Höhenmeter mit Blockkletterei zum Vorgipfel. Hier konnten alle verschnaufen und sich geistig auf die bevorstehende Gratüberschreitung vorbereiten. Nun hieß es „Arschbacken zusammenkneifen“. Auf dem Schneegrat, welcher teilweise nicht breiter war als ein A4 Blatt, balancierten wir 20 Minuten hinüber zum Gipfel. Wo alle – stolz wie Bolle – heil ankamen und gemeinsam mit der Sonne 4.017m über dem Tal um die Wette strahlten. Wahnsinn, was für ein schönes Gipfelerlebnis!
Der anschließende Abstieg war dann schon fast entspannend. Über den Triftgletscher ging als Seilschaften auf Schnee und Eis, über Spalten, Risse und Löcher bis hinunter auf 3.140m nach Hohesaas. Wo wir nach 11 Stunden ankamen und die Abenteuer des Tages bei einem kühlen Radler noch einmal Revue passieren ließen. Nach einem wahrlich leckeren Abendbrot ging es in die recht luxuriösen Betten. Hach wie schön…

Der folgende Tag begann wieder sehr früh. Erneut riss der Wecker noch vor 04:00 Uhr alle aus den Gipfelträumen. Beim gemeinsamen Frühstück wurde das Tagesziel – was mit dem Lagginhorn der zweiter 4000er Gipfel werden sollte – besprochen, in dessen Richtung im Morgengrauen aufgebrochen wurde. Wieder ging es über Geröll, losen Schutt und den Resten des Hohlaubgletschers Höhenmeter um Höhenmeter voran. Der nun folgende und überwiegende Teil bis zum Gipfel bestand aus leichter Kletterei über Blöcke und lose Steine. Knapp 200m unterhalb des Gipfels machte sich Schnee und Eis breit. Ohne Pickel und Steigeisen war kein Vorankommen mehr. Im Gegensatz zum Weismies tags zuvor, war das Eis viel härter, der Weg sehr steil und die Findung desselben nicht immer einfach. Zirka 100m vor dem Gipfel geschah es dann auch. Unsere Gruppe wurde von einem ca. 40 Jahre alten Italiener, welcher allein unterwegs war, überholt. Momente später wurden wir Augenzeugen wie dieser abrutschte, über Felsen und Eis an uns vorbei in die Tiefe rutschte. Mit viel Glück blieb er ansprechbar, jedoch schwer verletzt bei den letzten unserer Gruppe liegen. Wir leisteten sofort Erste Hilfe, sicherten ihn und verständigten die Luftrettung, die sehr professionell agierte und den Verletzten barg.
Tief saß der Schock bei allen der Gruppe, doch besonnen ging es doch noch weiter zum Gipfel. Wo das Erlebnis dessen nicht nur wegen der „steifen Brise“ die dort wehte einen faden Beigeschmack hatte. Freud und Leid liegen oft auch nur knapp beieinander. So waren alle heilfroh nach 12 Stunden wieder auf Hohesaas angekommen zu sein und den beiden dort verbliebenen von den Erlebnissen des Tages berichten zu können.

Am fünften und letzten Tag hieß es nicht nur den Abstieg anzutreten, sondern auch Abschied zu nehmen. Von den Bergen, der Schweiz und von den Leuten. Der kleinen bunten Truppe, die sich alle zuvor nicht kannten, sich super verstanden und eine wirklich tolle Zeit in den Bergen verbracht hatten.

Text: Michael Stange

Vom 08.07.2015 bis zum 12.07.2015 unterwegs bei den Eidgenossen

von Bärbel Greiner

Bei bestem Bergwetter kommen wir am frühen Nachmittag nach Saas Almagell.
Über die Almagelleralp ( 2.194m) geht es auf die Almagellerhütte (2.894m).
Nach dem Frühstück machen wir uns gemütlich gegen 09:00 Uhr auf den Weg über den Rotblattgletscher mit noch unbekanntem Ziel. Wir üben Spaltenbergung und gehen in der Seilschaft. Nach demokratischer Entscheidung wählen wir die Überschreitung des Mittelrück (3.363m). Schöne Blockkletterei meist im II. Schwierigkeitsgrad führt uns auf den Gipfel. Beim Abstieg wird zur Sicherheit ein Seil verwendet. Gegen 17:00 Uhr sind alle wohlbehalten auf der Hütte und genießen das Abendessen.

Weissmies 4.017m

Die Weissmiesüberschreitung beginnt nach dem Frühstück gegen 04:30 Uhr. Zunächst geht es zum Zwischenbergpass (3.268m). Über den Gletscher gen Norden kommen wir auf einen Blockgrat mit Kletterstellen im II. Schwierigkeitsgrad. Danach gelangen wir über einen Firngrat zum Gipfel. Überraschenderweise sind wir die einzige Seilschaft, die bei dem herrlichen Wetter auf dem Gipfel steht. Wir machen eine kurze Pause ehe wir uns an den Abstieg zum Berghotel Hohsaas wagen. Vorsicht ist beim Überwinden einiger Spalten geboten. Die Sicht auf die Mischabelgruppe ist zauberhaft. Gegen 15:00 Uhr erreichen wir die gastfreundliche Hochsaashütte (3.100m).
Wir beziehen unser Lager und lassen den Tag bei einem guten 3-Gänge-Menü und herrlichem Sonnenuntergang ausklingen.


Als nächstes steht das Lagginhorn (4.010m) auf dem Plan. Im Morgengrauen machen wir uns zunächst noch etwas unmotiviert auf den Weg zum Gipfel. Über Blockgestein geht es auf den Westgrat des Lagginhorns. Ein einzelner Bergsteiger überholt unsere Gruppe, die sich etwas auseinandergezogen hat. Selbiger Bergsteiger, der scheinbar den Halt verlor, kommt uns fallender Weise entgegen. Glücklicherweise steht niemand mehr in der direkten Falllinie. Wir setzen den Notruf ab und weisen den Helikopter der Bergrettung ein. Unser Bergfreund hatte Glück, dass die Rutschpartie zum Stillstand kam. Außer einem ausgekugelten Arm sind keine Verletzungen erkennbar. Der Mann wird ins Krankenhaus geflogen. Nach dem Schreck setzen wir unseren Aufstieg fort. Wir erreichen den Gipfel und kommen auch wohlbehalten zur Hütte zurück. Eine ereignisreiche Besteigung wird mit einer Flasche Rotwein begossen. Am nächsten Morgen steigen wir nach Saas Grund ab.
Ein paar Tage mit eindrucksvollen Bildern der Schweizer Bergwelt sind leider schon zu Ende.

Den gesamten Bericht mit Bildern gibt es hier als pdf.