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Nach den zahlreichen Ausfahrten in die umliegenden Mittelgebirge wollten wir Neuland betreten und zum ersten Mal mit unserer Kindertrainingsgruppe zum Klettern in die Alpen fahren. Da ein normales Wochenende dazu zu kurz ist, entschlossen wir uns, gleich am Beginn der Sommerferien einige zusammenhängende Tage vom 19.07. bis zum 22.07.2014 zu nutzen. Es traf sich gut, dass die DAV Sektion Erfurt Alpin ähnliches geplant hatte.

Wir verabredeten uns vier Tage in der Laufener Hütte im Tennengebirge, das liegt südlich von Salzburg, gemeinsam einzumieten. Das besondere daran: diese von der Sektion Laufen ehrenamtlich betriebene DAV Hütte ist eine Selbstversorgerhütte. Sie ist vom Talboden mit normalen Gepäck in 3 bis 4 Stunden Gehzeit zu erreichen. Für uns bedeutete das, die benötigten Nahrungsmittel für die vier Tage zu planen und auf den Berg zu tragen. Das sollte für Einige eine neue Erfahrung werden.

Am Samstag Mittag trafen Maja, Anni, Ferdinand, Martin, Torvid, Christian, Ole, Clara, Marvin, Beate, Caro, Chris und Torsten aus verschiedenen Richtungen kommend, nahezu zeitgleich auf dem Parkplatz an der Karalm ein.

Bei sommerlichen 32 Grad Celsius im Schatten konnte man nicht wirklich von idealen Bedingungen für den Zustieg zur Hütte sprechen. Es galt vor dem Aufstieg die Lebensmittelpäckchen gleichmäßig und gerecht auf die Rucksäcke aufzuteilen und gleichzeitig einen letzten Check durchzuführen, welche Gegenstände im Rucksack unnötig oder doppelt sind und getrost im Auto zurückgelassen werden konnten. Gewicht sparen war angesagt. Alle machten mit, nur einer gehörte nicht zu denen, die sich an der Erfahrung anderer orientieren, sonst hätte er geahnt, dass Schwierigkeiten auf ihn zukommen. Sich rebellisch wehrend, blieb sein großer Rucksack verschlossen und mit "wir wissen es nicht" Dingen gefüllt. Doch damit nicht genug, musste auch noch ein zweiter, wenn auch kleinerer, Rucksack mit. Na ja, wer nicht hören will... und wo sonst, wenn nicht hier.

Der Weg war erwartungsgemäß steil und in der sommerlichen Hitze schier endlos. Nach 2,5 Stunden hatten wir die Hälfte des Aufstiegs geschafft. Alle hatten mit sich zu tun. Unser Träger des 2. Rucksacks hatte inzwischen eine erhebliche mentale Entwicklung hinter sich gebracht. Kurz gefasst: von "ich kann das schon", über "ist ja doch anstrengender als ich gedacht habe" und "das drückt alles", zu "Mist Gepäck". Kurz vor einer Blockade stehend, konnte er durch die Stärke des Teams gerettet werden. Jeder opferte sich mal, den 2. Rucksack zu tragen. Nun, das passiert bestimmt nicht noch einmal. Aber Ende gut, alles gut.

Nach 5 Stunden Aufstieg kamen wir an der wirklich schön gelegenen Hütte an. Fritz, der Hüttenwirt auf Zeit, Jeder macht dort oben eine Woche, nahm mich in Empfang und wies mich genauestens ein. Klos hier, Müll getrennt dort und dort, Schuhe aus, Lager oben, Trinkwasser ist knapp und abgewaschen wird nur einmal am Tag zusammen.

Das Tennengebirge ist ein Karstgebirge mit zahlreichen Höhlen und Karstgängen. Es gibt trotz normaler alpiner Niederschlagsmengen keine oberirdischen Abflüsse. Sämtliches Regen- und Schmelzwasser versickert und fließt unterirdisch ab. So benötigt die Hütte eine eigene Wasseraufbereitungsanlage, die das auf den Dachflächen des Gebäudes aufgefangene Regenwasser in Trinkwasser umwandelt. Verständlich, dass die Menge begrenzt ist. Außerdem erwähnenswert: den zentralen Punkt des Hauses bildet in der Küche ein Holzofen mit einer großen stählernen Kochplatte, die viele Töpfe aufnehmen kann.

Abends war Hüttengaudi mit Akkordeon und bayrischer Musi. Fritz beruhigte uns vorsorglich: "ab Morgen seid ihr die einzigen Gäste auf der Hütte." Rosige Aussichten.

Am nächsten Morgen ging es bei schönstem Sonnenschein zum Klettern. Zwei kleine Kalkwände nahe der Hütte bieten nette Reibungskletterei in großartiger Kulisse. Da die Sonne erst später am Tag in die Wände herein drückt, konnten wir fast alle Wege klettern. Beim Ablassen aus "Gutemine" – wer weiß wer Gutemine ist – gab es eine Überraschung, nämlich die Einfahrt in eine versteckte Höhle mit seitlichem Schlund. Je nach Mut ließen wir uns in die dunkle und feuchte Höhle ab. Schon ungewöhnlich für uns Kletterer. Na mein Ding war das nicht.

Am Nachmittag wollten wir uns, durch die Sonne aufgeheizt, eine Erfrischung gönnen, und so stiegen wir zu einem Schneefeld unweit der Hütte auf. Kaum angekommen, zogen sich dunkle Wolken zusammen und brachten die "gewünschte" Abkühlung. So doch nicht! In der Ferne grummelte es. Also flinke Füße Richtung Hütte. Vor dem Beginn des großen Gewitters hatten wir alle ein schützendes Dach über dem Kopf.

Chris, Caro und Torsten machten sich ans Abendbrot. Es fehlte an nichts. Das Schleppen hatte sich gelohnt. 4 Liter Kartoffelbrei, 20 Eier und 1 Liter Borschtsch kocht man nicht täglich. War das gut. Nach dem Essen verbrachten unsere acht Kinder fast zwei Stunden in der Küche beim Abwaschen. Ein guter Moment.

Die Felsen waren am nächsten Morgen abgetrocknet und die Wolkendecke war dünn. Also auf zum Sektor "Wasserrillen". Die 30 Meter hohe Wand bietet feinste Kletterei in und an senkrechten Rillen. Zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig. Der Fußballen steht senkrecht auf Druck an der Rillenaußenkante. Der raue Kalk bietet jedoch mehr Halt als gedacht. Gegen 2 Uhr wurden wir plötzlich von Wolken eingehüllt und es begann zu regnen. Dem Wetterbericht Glauben schenkend, wussten wir, dass es nun bis zum nächsten Tag regnen sollte. Also Seile einpacken, zurück zur Hütte und die Nahrungsvorräte plattmachen. Ein köstliches Durcheinander von Linsen, Milchreis mit und ohne Zimt, Apfeleierkuchen, Zwiebeln und Schokolade. Der Abstieg am nächsten Tag mit deutlich weniger Gepäck dauerte nur 2,5 Stunden.

Das Resümee: es hat sich wieder mal gelohnt, Neuland zu betreten. Die gemeinsame Reise mit Erfurt Alpin war eine Bereicherung. Das machen wir gerne mal wieder. Und unsere Mitfahrer: Martin: der ohne Pause redete, Anni: die mit der Höhenangst am Boden "was da oben war ich", Maja: von keiner Ausfahrt wegzudenken "tolles Wetter, schöne Aussicht, sonst alles Mist", Torvid: am Fels nicht zu stoppen, Ferdinand: "schrieb als erster Träger des 2. Rucksacks Alpingeschichte", Chris und Christian: durch Erfahrung gut, Caro: "mehr Salz", Beate: eine gute Seele; Marvin: das Kletterküken und Ole und Clara: "die Großen nerven".  Vielleicht klappt das mal wieder.