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Ort:Brügman-Schacht Sondershausen
Veranstalter:sc im.puls erfurt e.V

Teilgenommen haben von uns Mandy und Christian, Anita und Max, Waldi, Möhri (mit seinem Kultrad aus den frühen Siebzigern) Jörg, Martin und ich. Auf die Idee gekommen war wieder einmal Anita, die schon bei der 1. Bikertour mit Max, Christian und Mandy dabei war und ihre Begeisterung auf uns übertragen hat. Die rechtzeitige Anmeldung bereits im November hat unsere insgesamt auf 150 Startplätze limitierte Teilnahme gesichert. Wobei mir der Lapsus passiert ist, dass ich die Startgebühr vergessen hatte zu bezahlen und nur durch den glücklichen Umstand, dass 2 andere Teilnehmer kurzfristig abgesagt hatten, Martin und ich teilnehmen konnten. Glück gehört dazu und, das kann ich schon vorweg nehmen, es hat sich in jedem Falle gelohnt.

Die Bikertour ist letztendlich eine Spaßfahrt im ehemaligen Sondershäuser Kalischacht, bei der jeder Teilnehmer frei entscheiden konnte, wie oft er den Parcours absolvieren wollte. Maximal 3 Runden zu je 10 km waren möglich, je nach Kondition und Laune. Die Randbedingungen sind hammerhart. Temperaturen zwischen 24 °C und 28 °C, Luftfeuchtigkeitswerte zwischen 20 % und 30 % sowie Steigungen von bis zu 20 % treiben einem den Schweiß aus allen Poren.

Wie immer kurz vor Ultimo am Startort eingetrudelt hieß es erst einmal Schlange stehen vor dem Förderkorb, der uns in eine Tiefe von 700 m bringt. Dies gab reichlich Gelegenheit, die Mitfahrer kritisch zu beäugen. Von Schick aufgestylt bis Otto Normalradfahrer war die ganze bunte Palette vertreten. Eins hatten alle gemeinsam, ein mehr oder minder geländegängiges Mountainbike. Bis auf eins, das war Möhris (den Kletterern als Maximilian Wagner bekannt) „Fahrrad“. Ohne Gangschaltung, mit nostalgischer Stempelbremse und Rücktritt, beängstigend schmalen abgefahrenen Reifen hat sich Möhri mutig mit seinem Museumsstück an diese Herausforderung gewagt ... und hat viel Anerkennung erhalten.

Im Förderkorb wurde es dann eng, das Fahrrad vor sich auf dem Hinterrad balancierend standen wir immer 6 Mann/Frau tlw. leicht geduckt – umfallen unmöglich – im dunklen Korb und sausten in die Tiefe. Die üblichen Sprüche wie ... noch ein Stück weiter und wir kommen in China wieder raus ... machten die Runde. Unten angekommen hieß es sich schnell umziehen, die Beleuchtung noch mal überprüfen und dann ging´s auch schon los.

Die erste Runde war eine Einführungsrunde hinter einem Führungsfahrzeug um zum einen den Parcours kennen zulernen und andererseits wurde einiges über die Geschichte der Grube und deren Besonderheiten erklärt. Dem unbarmherzig Salzstaub aufwirbelnden Fahrzeug hinterher, auf gefährlich glattem Untergrund in doch recht schmalen Gängen ging es vom Start weg erst einmal steil bergauf, dass uns der Schweiß aus allen Poren rann und die erste Erklärungspause sehr willkommen war. Wir besichtigten einen – künstlich angelegten – Salzsee über den die Touristen mit Spreewaldkähnen staken können Das Wasser ist mit Salz gesättigt, d.h. es kann kein weiteres Salz mehr aufnehmen, was zu einem Salzgehalt von ca. 400g/l führt. Dagegen ist das tote Meer mit Trinkwasser gefüllt.

Außer geologischen Erläuterungen über die Entstehung der Salzablagerungen, deren verschiedene Sorten bzw. Qualitäten, gab es auch einen Exkurs zur Entwicklung der Technologie des Abbaus. 500 km Wege hat man allein in diesem Schacht im Laufe der Jahre gebohrt, das entspricht dem Straßennetz einer Stadt von der Größe Erfurts. Nun ist man dabei diese Wege wieder zu verfüllen, der Salzabbau wird nur in kleinem Rahmen, zur Gewinnung von Streusalz fortgeführt, damit nicht eines Tages alles zusammenbricht und über Tage große Schäden verursacht.

Aber zurück zur Tour: Die erste Runde war wirklich nötig, um den Kurs kennen zu lernen.

Neben den schon erwähnten Steigungen gab es auch lange Abfahrten, die zum Gas geben verführten. Hier fehlte mir manchmal schon der Mut, denn es war teilweise tückisch glatt, ging durch enge Kurven, das ganze nur spärlich erhellt durch trübe Grubenbeleuchtungen, die im Abstand von mehreren hundert Metern stationiert waren. Man war also schon auf die mitgeführte Beleuchtung angewiesen. Die trockene salzige Luft brachte den Hals und auch die Augen zum brennen.

Nach ca. 10 km war die erste Runde zu Ende und wir konnten uns an reichlich vorhandenem Obst und Getränken laben. Ein kurzer Schwatz , es ging ja nicht um Zeit, und wir machten uns an die 2. Runde. Diesmal ohne Führungsfahrzeug und Erläuterungen fuhr mittlerweile jeder seinen Stil, mehr oder minder schnell und dementsprechend hat sich das Starterfeld auseinandergezogen. Die Steigungen waren mörderisch, nur wenige schafften es hier, ohne abzusteigen, hochzufahren. Man musste im Sattel bleiben, weil sonst sofort der Grip weg war und das Hinterrad im Salzstaub durchdrehte. Folgerichtig reihte auch ich mich irgendwann ohne Gewissensbisse in die Reihe der schiebenden ein. Oben angekommen ein paar Schlucke aus der mitgeführten Flasche gegen den brennenden Hals und weiter ging´s, vorbei an kilometerlang aneinander aufgereihten Fahrzeugwracks, die irgendwann mal hier zum Arbeiten eingesetzt waren ... eine gespenstische Szenerie. Die teilweise langen Bergabfahrten ließen mich wieder zu Atem kommen und machten den Blick frei für die wildromantische Schönheit so eines Bergwerkschachts. Diese Umgebung hat man nicht alle Tage und das machte das Ganze zu einem tollen Ereignis.

Auch diese 2. Runde war irgendwann zu Ende. Wir trafen uns wieder alle am Verpflegungspunkt, schwatzten und entschieden jeder für sich noch eine Runde zu fahren oder sich einer wohlverdienten Tasse Hopfenblütentees zu widmen und das Erlebte auf sich wirken zu lassen und auszuwerten. Ich entschied mich für letzteres, da die 2 Runden doch ganz schön geschlaucht hatten und fand es eine gute Entscheidung.

Vom Veranstalter erhielt jeder Teilnehmer als Beweis der erbrachten Leistung das errungene Zertifikat der „weltweit größten Radveranstaltung in einer Tiefe von 700 Metern“.

Ich muss sagen, es war eine gelungene Veranstaltung für diejenigen, die nicht nur hart zu anderen sein können sondern auch zu sich selbst, eine sehr interessante Erfahrung und Wert, wiederholt zu werden. Wie am Anfang bereits erwähnt, rechtzeitiges Anmelden (und bezahlen) sichert die Startplätze.

Den Veranstaltern vom SC im-puls Erfurt ein herzliches Dankeschön für die gelungene Idee und Umsetzung.